Nachricht vom 8. Oktober 2012

Fenstergespräche im Romschloss-Hof

Inzwischen sind die “Fenstergespräche” unseres Theatervereins schon fester Bestandteil des Creglinger Veranstaltungskalenders. Zuerst fanden sie im Rahmen des Künstler- und Bauernmarktes statt, jetzt gehören sie zum Rahmenprogramm der Creglinger Feyerey. Dreimal – um 15, 16 und 17 Uhr – öffneten sich am Sonntag, 7. Oktrober, zwei Fenster im ersten Stock des Romschlosses, und die Zuschauer im Hof konnten mitverfolgen, wie sich zwei gut informierte Ratsch-Weiber über lokale Ereignisse den Mund zerrissen. Monika Kreiselmeier und Susanne Stirmlinger zogen kräftig vom Leder, sei es über den 40. Geburtstag der Stadt Creglingen oder die drohende “Verspagelung” des oberen Bezirks durch Windräder. Und auch Bürgermeister Hehn fand sich wider: er teste, ob man nicht gänzlich ohne Straßenlampen auskomme – indem man nämlich einfach von den Vereins-Festen erst im Morgengrauen heimgehe.
Die Besucher bedankten sich bei den beiden Schauspielerinnen mit gebührendem Applaus.

Hier können Sie den Text nachlesen:

Ein Fenster geht auf. Spieler 1 schaut heraus, blickt auf die Zuschauer und beginnt etwas zu zählen, indem er/sie den Zeigefinger hin- und her bewegt. Der Spieler zählt quasi die Anzahl der Besucher. Das geht so einen Moment lang.
Spieler 1: (in Richtung anderes Fenster) Elfriede!
Nichts tut sich.
1: Wu schdeggdn diä widder? (dann, zum Publikum): ihr hebbt doch ä weng Zeit?
Guät! Wall, wenn diä vorm Schbiichl schdedd, kou dess dauere. (wieder zum anderen Fenster hin): Elfriede!!
Jetzt geht das Fenster auf und Spieler 2 schaut heraus.
2: Woäs is denn loäs?
1: Gugg ä moäl doä noo.
2: Ja, und? Doä hoägge Leid.
1: Dess (mit großer Geste) sann alles meii Foll-ower.
2: Woäss färr Dinger?
1: Foll-ower! Hast du am End kaani?
2: Pull-ower vielleicht, oäwwer kä Foll-ower. Kou merr diä ouziäche?
1: I’ hoab schoä 427. Und diä doä dunde kumme alli noch däzuä.
2: Reiid deitsch mit mir.
1: Bist du nit bei Twitter?
2: (schaut nach oben): Sicht nit aus nach m G’witter.
1: Oh Gott, wu lebst n du? I’ hob meiine Foll-ower heit scho’ twittert, dass i’ meiin Kaffee verschitt hoäb und dass mi’ derr Zwiewlblotz bloächt.
2: Wer will denn soäwoäss häere?
1: Ha, meii Foll-ower, gell?
2: I’ hoab eichentli goär kä Zeit zum zwitschere. I’ muss nemlich noch uff än 40. Geboärdsdoch. Und i’ hoab noch kä G’schenk.
1: Sou, wer kummt denn ins Schwoäwealter?
2: Eichentli’ is’ dess ja in dem spezielle Fall goär kä Grund zum Feiere…
1: Sou?
2: Und woäss g’scheits geewe werrd’s aa nit – is’ nemli ä armi Sau.
1: Woärrum gesst’n dann iiwerhaupt nou?
2: Bin halt eiigloode.
1: und i’ nit???
2: Mir alli sann eiigloode – 40 Joähr alt is’s si’ woäre – unner Stadt.
1: „Armi Sau“ kou merr woäll sooche, sou wi’ uns di’ Schulde bloäche. Alse, i’ bin nit eiigloode und i’ bring erscht reecht kä Gschenk miit.
2: dess g’häert si’ oäwwer.
1: Meii G’schenk griächt di’ Stadt rechelmäßich: Wassergebühre, Abwassergebühre, Grundsteier… dess muss lange!
2: i’ hoäb ja aa kä Luust… 40 Joähr Groß-Stadt Creiichl – nit ä moäl derr Bärchemaster hat des feiere meeche. Boä demm dräebt si’ alles nerr noch um di’ Windreeder.
1: Oäwwer des Jubiläum woär immerhin Thema boäm Gailmarkt: 40 Jahre Knechtschaft OHNE Fragezeiche!!
2: Freili. Obwoäll merr denn bal’ umbenenne muss, wall Gail gibt’s doä ja bal kaani mehr. Woäre dess Joähr nur noch 99 Schdigg.
1: und zwaa Eiisel!
2: Minstemer?
1: Naa, vierbaanichi!
2: Ach sou.
1: Den 40. Geboärdsdoch vo’ Groäß-Creiichl will jedenfalls lä Sau feiere.
2: Weder links noch rechts vo’ derr Dauwer. Odder hast du schoä ä moäl än Wallmesheiifer odder än Schwarzebrinner sooche häere: ich bin ein Creglinger!
1: Immerhin hewwe mir alli aans gemeinsam: unner Schulde!
2: I’ muss etz echt loäs…
1: warrd doch… dusd du dich eichentli’ aa ou soäm Windrad beteiliche?
2: I stell mir selwer aans uffs Doch.
1: Quatschbeidl.
2: Wisou – ä glaans färrn Hausgebrauch.
1: I’ investier liäwer neiin Klosterwald.
2: uns gett’s mi’m Klosterwald noch sou wi di Weigerschmer mit ihrm Karlsberch.
1: Hä?
2: Wenn im Klosterwald erscht ä moäl di’ Wind-Reeder din stenne, noä werrd err oogsperrt und du deffst nur noch vo neiini bis fünfi eiini.
1: Soäwoäss mache di’ Weigeschmer miit?
2: Denne bleibt goär nix annersch iwrich. Und boä uns kummt’s aa noch sou weit.
1: (Flüsterton) Du, dann klaue mir in Wallmeshoufe ä boär von denne g’schützte Wieseweihe und pflanze diä neiin Klosterwald – noä deffe’s kä Reder baue.
2: Und än Rote Milan hogg merr aa noch däzuä und am beste aa noch di’ rot-weiß gestreifte südasiatische Smaragd-Eidechse.
1: Bal’ haaße mir nimmi „eiiwerer Bezirk“, sondern „eiiweres Spargelland“.
2: Aa Windrood neewe’m annere…
1: immerhin will der Bärchemasster kräftich miit kassiere.
2: Der Wind als Goldgrube? No ja, dann kennte vielleicht di’ Stroäßelampe noochts widder lenger brenne.
1: Im Geechedaal – hast du nit g’wisst, dass allewall ä langfristiger Großversuch lefft, ob merr nit ganz uff di’ Latere verzichte kou?
2: Woäss?
1: Wenn d’ uff Twitter wärscht, däesd dess wisse. Der Bärchemasster hat doä nemlich kürzlich folgendes getwittert: Bin bei der Archshöfer Kärwe erst nach 4 Uhr morgens heim. War der Letzte. Vorteil: Straßenlaternen müssen im Sommer gar nicht mehr eingeschalten werden.
2: Soäwoäss twittert der?
1: und noch mehr: war trotzdem um 7 Uhr der erste im Büro. Werde jetzt alle Kärwen besuchen und immer als Letzter gehen.
2: Oäwwer etz muss i’ echt genne.
1: Du – etz hewwe mir in Creiichl bal’ zwaa Pfleecheheiim. Aans im Herrgottsdool und aans in der Klingemer Stroäße.
2: Konkurrenz belebt das Geschäft.
1: Oäwwer sou viel Aldi gibt’s doch nit ä moäl boä uns.
2: Mir hewwe doch goär kän Aldi.
1: I’ hoäb doch woäss ganz annersch sooche welle: mir griäche zwaa Altersheiim und die Finsterlährmer griäche däfir ä Hotel! Sauerei!
2: Dess is’ doch nur ä Insektehotel!
1: ach sou? Seit dem diä doä douwe ä Goldmedaille bei „Unser Dorf hat Zukunft“ g’wunne hewwe, dräewe s volli durch.
2: Stell dir vor, diä hätte’s aa noch bis zum Bundesfinale nach Berlin g’schafft: noä däede mir uns noch umbenenne misse in Groß-Finsterlohr.
1: Um Himmels wille.
2: Eiiwi. Und noä hätte’s am End am Karouth-See noch ä Drei-D-Kino baut, um die Bundesjury zu beeidrucke.
1: Denne Kelte is’ alles zuzutraue!
2: Oäwwer etz muss i’ wärglich loäs.
1: (spöttisch) Wenn dess DEII Foll-ower wäre, kennest si’ etz alli miitnemme uff di’ Fete.
2: Wellt ihr uff soä trauchriche Geboärdsdochs-Fete??
1: Oäwwer ä Gschenk färr di’ Stadt und n Bärchemasster hast immer nouni.
2: Doch! (verschwindet kurz).
1: Etz bin i’ oäwwer g’spannt.
2: (schaut wieder aus dem Fenster hervor) Das erste Creglinger Bürgerwindrad!
(hält in der Hand ein Mini-Windrad)

ENDE