Muggebatsche oum Mistbrialouch (2012)

Die Fränkischen Nachrichten schrieben am 27. Februar 2012 über unsere Premiere:

Reinsbronn. In der neuen Saison steht ein Klassiker auf dem Spielplan des Theatervereins Reinsbronner Bühnenzinnober. Dorfgemeinschaft gegen Geschäftsmann, hieß es am Samstagabend im ausgebuchten Reinsbronner Gemeindehaus. Mit der Neuinszenierung der 1990 erstmals aufgeführten Komödie „Muggebatsche oum Mistbrialouch“ (Fliegenklatsche am Gülleloch) von Arno Boas, wurde eine gelungene Premiere gefeiert. Erstmals unter der Regie von Maria Warkentin aus Niederstetten, leistete die zwölfköpfige Gruppe wieder tolle Arbeit.
In dem Werk des Mundartautors aus Finsterlohr will sich eine Gesellschaft die Grundstücke der Landwirte eines kleinen Dorfes zu Eigen machen, um einen Vergnügungspark zu bauen. Die bunte Mischung aus stolzen Bauern, einem gewissenlosen Geschäftsmann, drei alten Tanten und einem Tierarzt bringt das kleine Dorf an den Rand des Ruins. Geldgier, Eitelkeit, Rücksichts- und Gedankenlosigkeit treffen aufeinander und bringen das dörfliche Gefüge gehörig durcheinander. Das zeitkritisch-ländliche Lustspiel hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Mit den Mitteln des Theaters überspitzt das Stück die Realität zwar drastisch, aber zeigt doch die Zwänge, in denen die Landwirtschaft gefangen ist: Nur über die Menge läuft das Geschäft, und letztendlich bestimmt der Konsument, was er auf dem Tisch haben will.
Und wenn es das scheinbar „umwerfende“ Parfüm „Eau de Güll“ aus dem Hause „brüh“ sein soll, dann bekommt der Konsument eben auch „den neuen Duft vom Land“. Auf diesen vermeintlich lukrativen Geschäftszweig lassen sich die Landwirte Kurt (Jochen Heppel), Georg (Wolfgang Hess) und Gerda (Silke Herschlein) aus Existenzangst und wegen ihrer Schulden ein, um nicht ihr Land verkaufen zu müssen. Doch genau das führt der undurchsichtige Manager Willibert Weißdenweg (Micha Habel) im Schilde. Weil die „Hinterwäldler“ nicht verkaufen wollen, denkt er sich einen betrügerischen Plan aus, um sie „weichzukochen“. Die Landwirte des Dorfes kämpfen mit allen Mitteln um ihr Überleben: Gerda bietet seit neustem Ferienwohnungen auf ihrem Hof an und bemüht sich nun um ihren ersten Feriengast Resi (Marion Ertl). Kurt legt sich eine neue Melkmaschine zu. Und Georg kauft sich auf der Muswiese den neuesten und größten Traktor.
Doch die Aussicht auf Besserung schwindet. In ihrer Not kommt ihnen de geschniegelte Manager Willibert Weißdenweg gerade recht mit seinem „erfolgsversprechenden“ Geschäft, aus Gülle ein neues Parfüm zu produzieren. Denn: „Ein moderner Bauer verschließt sich nicht den neusten Trends.“ Doch weit gefehlt. Man sollte das Denken eben nicht anderen überlassen. Die Landwirte verschulden sich immer mehr und sind letztendlich gezwungen, ihr Land an den hinterlistigen Geschäftsmann zu verkaufen. Doch die schon etwas tattrige Rikkele (Susanne Stirmlinger) und die Bauerntochter Lisa (Madelaine Boas) leisten Widerstand. Mit einer List gelingt es den beiden, das Unheil vom Dorf abzuwenden.
Herausragende Figuren sind die drei alten Tanten Rikkele, Babette (Verene Schiebold) und Marie (Annette Kuhn) alle mit beachtlichem komödiantischen Talent gesegnet, die sich auf dem Dorfplatz (Bühnenbild von Dorothee Habel) stets über das Ortsgeschehen austauschten. Und schließlich ist da noch der schlitzohrige Tierarzt Oskar (Roland Baumann), der stets auf seinen (finanziellen) Vorteil bedacht ist.
Die Komödie „Muggebatsche oum Mistbrialouch“ verknüpft auf unterhaltsame Weise Situationskomik, spitze Dialoge und überraschende Handlungselemente. Dass der Autor Arno Boas in der hohenlohischen Mundart zu schreiben versteht, lässt den Zuschauer intensiv in das Geschehen auf der Bühne eintauchen.
Auch Manneskraft aus dem Publikum ist gefragt, wenn auf Rikkeles Geheiß zwei „junge gutaussehende starke Burschen“ kurzerhand ein Bett auf der Bühne aufbauen müssen. Die Schauspieler begeistern allesamt durch ihre Spielfreude und sorgen für einen vergnüglichen Theaterabend. Den fabelhaften Auftritt bedachte das Premieren-Publikum mit viel Applaus. Aus dem Ensemble der Uraufführung von 1990 sind noch dabei: Verene Schiebold, Susanne Stirmlinger und Jochen Heppel. Madelaine Boas, Micha Habel und die beiden „Servierinnen“ Tanja Kellermann und Rebecca Habel waren damals noch nicht einmal geboren.
Aber warum spielt die Reinsbronner Truppe das Stück „Muggebatsche oum Mistbrialouch“ nach 22 Jahren überhaupt noch einmal? 2011 feierte Arno Boas sein 25-Jahr-Autoren-Jubiläum. Deshalb gab es beim Sommertheater eine Umfrage unter den Besuchern, welches Stück sie noch einmal sehen wollen. Arno Boas und Maria Warkentin haben das Stück überarbeitet, aber die Handlung ist dieselbe geblieben.
Über zwei Stunden lang hatte auch das Technik-Team (Daniel Wolfarth und David Stirmlinger) alle Hände voll zu tun, war das Stück doch gespickt mit vielerlei Licht- und Toneffekten. Gute Arbeit leisteten auch die Souffleuse Karin Hess und die Maskenbilderinnen.