Geist ist geil (2011)

Die Komödie „Geist ist geil“ nimmt die Auswüchse der menschlichen (Geld)gier auf die Schippe. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise schildert Autor Arno Boas in seinem 25. Theaterstück auf amüsant-turbulente Weise, was passieren kann, wenn Menschen leichtfertig die Vernunft über Bord werfen auf der Jagd nach immer höheren Renditen.

Geistergläubige Esoterikerinnen treffen im Schloss auf windige Finanzhaie, raffgierige Verwandte spekulieren auf das Schloss der verarmten Adligen-Familie. Nur die Hausdame Wilma ist immun gegen die Verlockungen des großen Geldes. Das Durcheinander gesteigert wird durch den Schlossgeist, der versehentlich aus seinem Schlaf geweckt wird und der doch am liebsten endlich erlöst werden würde. Freunde findet der gute Mann in den Mitgliedern der Theatergruppe „Schau mer mal“, die im Schloss ein Seminar abhalten wollen.
Und was hat es mit dem stillen Ehepaar auf sich, das scheinbar zufällig im Schloss auftaucht, um dort ein paar Tage Urlaub zu verbringen?

Die Uraufführung des Stückes fand am Mittwoch, 15. Juni 2011, im Innenhof des Geyer-Schlosses Reinsbronn statt.

Die Presse schrieb:

Traumhafte Premiere erlebt

Schlossgeist gegen Finanzhaie: Glanzvolle Premiere hatte „Geist ist geil“, die Komödie von Arno Boas. Unter der Regie von David Winkenstern spielten im Geyer-Schloss der „Reinsbronner Bühnenzinnober“ und die Theatergruppe „Schau mer’ mal“. Maßgeschneidert für die romantische Kulisse des Innenhofs mit Altane und großen Kellertüren hatte der Mundartautor aus Finsterlohr sein neuestes Werk.  Eine großartige Bereicherung war der Auftritt der mittelfränkischen Behindertentheatergruppe „Schau mer’ mal“, deren Akteure durch Darstellungsfreude und spontane Einfälle begeisterten.
Viel zu lachen gab es während der Premiere von „Geist ist geil“, einer Komödie mit durchaus ernstem Hintergrund, weist ihr Titel doch deutlich auf das aktuelle Lebensmotto „Geiz ist geil“ mit all seinen Auswüchsen hin. Wie es die Zuschauer von Arno Boas erwarten, hatte er sein Werk gespickt mit witzigen Einfällen und Situationskomik. Kurze Dialoge und rasche Szenenfolgen sorgten für einen spannenden und abwechslungsreichen Theaterabend, der unterschiedliche Milieus aufblitzen und zusammenprallen ließ. Dass der Autor in der vertrauten hohenlohischen Mundart zu schreiben versteht, lässt den Zuschauer intensiv in das Geschehen auf der Bühne eintauchen. Unterfränkische Klänge (wie von Elvira Henn gewohnt) und mittelfränkische Töne (bei der Gruppe „Schau mer’ mal“) brachten weitere Farbtupfen ins Spiel. Spontaner Applaus belohnte an vielen Stellen die engagierten Laienschauspieler.

Zusammengeführt zu einem Ganzen hatte sie David Winkenstern als Regisseur, dem Leonie Kreiselmeier assistierte. Seine führende Hand war in der flotten Inszenierung jederzeit zu spüren, gleich bei den ersten Schritten der Schauspieler auf die Bühne, bei den sorgsam einstudierten Gesten und aufeinander abgestimmten Bewegungen. Geschickte Regieeinfälle wie das ungewöhnliche Auftreten des Schlossgeistes oder die Choreographie der Tanzeinlagen zeigten hohes professionelles Können. Die im Manuskript angelegte Integration der behinderten Mitspieler führte er zur Perfektion. Deutlich wurde das etwa, als die Mitglieder der Gruppe „Schau mer’ mal“ in der Form eines „Spiels im Spiel“ zufrieden mit ihren Geldscheinen hantierten und unter Einbeziehung der Zuschauer bildhaft darstellten, dass „Gier blind macht“.
Herausragende Figur war die Dienstmagd Wilma, verkörpert durch Elvira Hehn. Mit ihrem beachtlichen komödiantischen Talent repräsentierte sie, anpassungsfähig in Gestik und Stimme, eine durchaus schlagfertige Angestellte und plötzlich auch die geheimnisvolle „urunterfränkische Ausgab’ von Delphi“. Ihr gegenüber stand der Hausknecht Ewald (Eberhard Meder), zunächst ein wenig tollpatschig und dann immer mehr der um Überzeugungskraft bemühte Finanzberater.

Als mal dienstbereites, mal auf sich selbst bedachtes Personal standen beide im Hintergrund, als es zum ersten Zusammenstoß der verarmten Schlossherrin Nora (Monika Kreiselmeier) und ihres raffgierigen Cousins Volker (Wolfgang Hess) kam. Welche Schliche der noch finden würde, um das Anwesen in seinen Besitz zu bringen, konnte da noch keiner wissen, doch in der Art des Auftretens der Beiden sah man die kommenden Konflikte längst angelegt. Schließlich war da noch Noras Tochter Lotta (Juliane Meder), kess und keck, das Herz auf dem rechten Fleck. Sie wusste sehr genau, was sie wollte – ein natürliches Gegenüber also zu Ron-Robert (Friedrich Meder), dem überraschend wandlungsfähigen Junior der drei Finanzhaie.

Die betraten selbstbewusst das als Seminarhaus ausgelobte Schloss. Tagen wollten sie dort im alten Gemäuer, das zumindest gaben sie an. Doch der Boss Viktor, souverän dargestellt von Edgar Habel, führte noch ganz Anderes im Schilde. Dritte im Bunde war Ines (Verene Schiebold). Um ihr Ziel zu erreichen, nahmen die Bänker sogar die Unterkunft im alten Pferdestall und den originellen Begrüßungstrunk in Kauf.
Überrascht waren sie allerdings von den beiden anderen Gruppen im Haus. Da war die Theatergruppe „Schau mer’ mal“ (Heike Pfänder, Heidemarie Metzger, Friedrich Heidecker, Peter Weinisch, Brunhilde Hahn, Karin Heusinger, Hans-Otto Enzelsberger, Stefan Hahn, Stefan Müller, Günther Feiler und Stefanie Glück), die mit ihrem ungezwungenen Auftreten auf die feinen Herrschaften wie Menschen aus einer andern Welt wirkten. Und auch die drei Esoterikerinnen Jorinde (Susanne Stirmlinger), Insomniac (Silke Herschlein) und Angelheart (Rebecca Habel) brachten mit ihrer Beschwörung von Geist und Orakel Ungewohntes ins alte Schloss. Als dann der Schlossgeist (Ulrich Pfänder) unerwartet auf die Bühne schwebte, merke man bald, dass die Welt nicht ihren gewohnten Lauf behalten und Geld nicht alles bedeuten würde.
Doch da waren auch noch die Feriengäste Horst-Dieter (Jochen Heppel) und Traudel (Michaela Nörr), zunächst ebenso harmlos anzusehen wie die Ferienreiterinnen Lucy (Tanja Kellermann) und Laura (Maria Czernjiewski). Doch stille Wasser gründen tief und in manchem Tropfen steckt bekanntlich mehr, als man zunächst denkt . . .

So kam es, wie es in einer Komödie kommen muss: Der Geist strebte auf allerlei Umwegen seiner Erlösung entgegen, die Finanzhaie erfuhren draußen vor dem Haus dumpfe Schläge und Esoterik entpuppte sich als höchst nützlich, um dem Recht zum Sieg zu verhelfen. Dass weibliche Reize dabei eine nicht unwesentliche Rolle spielten, kann hier verraten werden, ohne dem künftigen Besucher die Spannung zu nehmen.
Sorgsam war die Musik ausgewählt. Mit Geschick meisterte das Technik-Team die Herausforderungen von Licht und Ton, gute Arbeit hatten Souffleuse und Maske geleistet. Auch das Orga-Team arbeitete routiniert, Flyer und Plakate weckten den Appetit auf das neueste Produkt von Arno Boas.

Fränkische Nachrichten, 17.6. 2011