Eine Familie steht Kopf (2016)

Das Stück “Eine Familie steht Kopf” ist eine Komödie mit ernstem Hintergrund:

Christoph ist ein Mann, der mit beiden Beinen im Leben steht. Er ist viel beschäftigt und immer zur Stelle, wenn er gebraucht wird.
Seine Frau Petra sieht seine zahlreichen Aktivitäten mit gemischten Gefühlen. Eines Tages geht Christoph nicht mehr zur Arbeit – ohne eine Begründung zu nennen. Noch schlimmer: Ein Fremder zieht bei ihnen zuhause ein. Die ganze Familie ist in Aufruhr – und das halbe Dorf gleich dazu, denn Christoph wird an allen Ecken und Enden vermisst.
Die Gerüchte schießen ins Kraut. Was ist der Grund für Christophs sonderbares Verhalten? Während alle Welt rätselt, bastelt Christoph geheim an der Erfüllung seines Traums. Und Opa Helmut will mit dem neuen Mitbewohner unbedingt auf eine Weltreise gehen.
Schließlich wird es Petra und den Kindern zuviel: sie ziehen aus.

Das schrieb die Presse zu unserem neuen Stück:

Knisternde Spannung bis zum Schluss
Reinsbronn. Knisternde Spannung bis zur letzten Sekunde versprüht die neue Tragikomödie des Mundartautors Arno Boas aus Finsterlohr. Die ausgebuchte Premiere von „Eine Familie steht Kopf“ begeisterte die zahlreichen Zuschauer.
Sein 30-jähriges Autorenjubiläum feierte Arno Boas mit dieser Uraufführung. Seit 1986 bringt die Theatergruppe „Reinsbronner Bühnenzinnober“ Jahr für Jahr ein neues Werk des Autors auf die „Bretter, die die Welt bedeuten“. Es begann mit der Komödie „Das Miststück“ und zunehmend gelang Arno Boas der Brückenschlag vom heiteren Volkstheater zum Theater mit Tiefgang – nie jedoch auf Kosten des hohen Unterhaltungswerts. Den hat auch das neueste Werk: Viel zum Schmunzeln gibt es für die Zuschauer, allerlei zum lauten Lachen und zwischendrin Elemente, die zum Nachdenken reizen. Meisterhaft beherrscht der Autor dabei die Kunst, mehrschichtig zu arbeiten: In die vertraute Hohenloher Landschaft stellt er seine Akteure und die einheimische Mundart holt die Besucher ganz nah heran an die Bühne. Was dort oben vor sich geht, ist vordergründig das ganz normale Alltagsgeschehen auf dem Land und es trifft damit sofort den Nerv des Publikums.
Arno Boas präsentiert diesmal drei Generationen mit sehr speziellem Blick aufs Leben unter einem Dach, dazu die liebesbedürftige Nachbarschaft – was hierzulande zu Verwicklungen führt, könnte überall im Land so geschehen. Vater Christoph hat als stets hilfsbereiter Schreiner alle Hände voll zu tun, was die Leute mögen, seiner Frau allerdings deutlich weniger gefällt. Großvater Helmut beobachtet die Szene vom Rollstuhl aus und trifft mit seinen Kommentaren mehr als einmal den Nagel auf den Kopf. Da muss es ja krachen und das passiert auch – aber ganz anders als gedacht.
Die Besucher sind oft Stammgäste beim Reinsbronner Bühnenzinnober. Sie wissen genau, was sie in den nächsten zwei Stunden von Arno Boas und seiner eingespielten und motiviert agierenden Theatergruppe zu erwarten haben: Eine schnelle Szenenfolge, in der komische und dramatische Situationen abwechseln, Dialoge voll Wortwitz und Situationskomik – doch irgendwann eine überraschende Wende in der Handlung, die all das über den Haufen wirft, was man sich anfangs als Ziel des Stücks ausgemalt hatte, und die das Tor aufstößt in eine Welt, die unwirklich scheint und doch ganz real ist. Ein Außerirdischer oder eine innere Stimme – wenn in der Ankündigung von „Eine Familie steht Kopf“ vom Besuch eines Fremden die Rede ist, kann man schon gespannt sein, wer einen da erwartet und ob man sich nicht plötzlich selbst wie im Spiegel erblickt.
Der erfahrene Autor hat die Personen sorgfältig gezeichnet, schließlich ist er ein versierter Beobachter der Menschen der Region. Präzise, doch stets mit menschenfreundlichem Blick nimmt er ihr Wesen und ihre Begegnungen auf und kann so auch auf der Bühne Gefühle und stumme Auseinandersetzungen genial auf den Punkt bringen. Dass Brüche zum Leben gehören, weiß man schon – doch was im Jubiläums-Theaterstück plötzlich alles auf den Kopf stellt, lässt beim Betrachter den Atem stocken. Es wird auch noch ganz philosophisch, wenn Christoph sagt: „I‘ hoäb immer denkt, mir lefft die Zeit dävou. Oäwwer in Wärglichkeit bin i‘ vorr der Zeit dävou g’loäffe (Ich habe immer gedacht, mir läuft die Zeit davon. Aber in Wirklichkeit bin ich vor der Zeit davongelaufen)“. Was soll das nur? Man könnte ins Grübeln kommen – doch keine Sorge: Eine Minute später kann man schon wieder herzlich lachen. Ob es am Ende dann auf ein Happy End hinausläuft, sei hier noch nicht verraten.
Regie führt Hannes Hirth, zum vierten Mal schon in Reinsbronn. Seine Inszenierung besticht durch zahlreiche gute Einfälle, die die im Buch gegebenen Regiehinweise optimieren. Dem Regisseur mit Erfahrungen im Profi- und Laienspielerbereich gelingt es, die elf Schauspieler zu einem Team zusammenzuführen, das auch in Gestik und Mimik ausnahmslos sehr gute Leistungen zeigt. Man spürt bei den Laiendarstellern die große Spielfreude und schätzt ihre Fähigkeit, die vom Autor vorgegebenen Dialoge als wirkliche und nach vorne weisende Gespräche zu führen. Die meisten Akteure kennt und schätzt man längst – dass es im „Reinsbronner Bühnenzinnober“ immer wieder gelingt, Nachwuchskräfte von der Jugendtheatergruppe herüberzuholen (diesmal Jens Kellermann als Jan), ist bemerkenswert.
Das Bühnenbild ist als Raum zwischen zwei Häusern gestaltet, geprägt durch den Baum des Lebens in der Mitte, um den herum äußeres und inneres Wachsen sichtbar wird. Als sehr nützlich erweist sich die der Bühne vorgebaute Rampe, die den knapp bemessenen Raum im Reinsbronner Gemeindehaus deutlich weitet. Sorgsam gestaltet das junge Technikteam die Lichteffekte, die in entscheidenden Szenen gezielt eingesetzt werden. Exakt eingespielt werden die musikalischen Motive vom besinnlichen Auftakt bis zur Volksmusik und schließlich beherrscht man inzwischen auch beim Reinsbronner Bühnenzinnober die Kunst, mit pyrotechnischen Effekten das Publikum zu erheitern.
Nachdem der lange Beifall für das 30. Theaterstück von Arno Boas verklungen war, erhielt der Autor noch eine Ehrenurkunde der „Arbeitsgemeinschaft Mundart Theater Franken“
Weitere Vorstellungen finden statt an 5., 6., 11., 12. und 13. März. Zusatzvorstellungen sind vorgesehen für Freitag, 18., Samstag, 19. und Sonntag, 20. März. Karten gibt es werktags ab 18 Uhr unter der Hotline 07933/5279974.

Fränksiche Nachrichten/Tauberzeitung, peka, 1.3. 2016