Der letzte Spießer (2014)

Der Anlass ist nichtig, die Folgen sind gravierend: In der neuen Komödie von Arno Boas eskaliert der Streit um ein Vogelnest dermaßen, dass der Dorffrieden ernsthaft in Gefahr gerät. Wir präsentieren das Stück “Der letzte Spießer” ab dem 21. Februar im Reinsbronner Gemeinehaus. Regie führt in diesem Jahr wieder einmal David Winkenstern, der seit 1998 in unregelmäßigen Abständen erfolgreich mit der Theatergruppe Reinsbronn zusammenarbeitet. Insgesamt nun bereits zum achten Mal.

In ähnlicher Form hat sich die von Arno Boas erfundene Geschichte tatsächlich zugetragen, und zwar vor längerem in einem Dorf in der Schweiz. Der Autor hat jenen Vorfall für sein 28. abendfüllendes Theaterstück auf Hohenlohe übertragen. Die Zuschauer dürfen sich auf einen handfesten Streit zwischen zwei Nachbarn freuen. Da wird mit harten Bandagen gekämpft, um Recht zu behalten. Dabei aber gerät die dörfliche Harmonie arg ins Wanken – in diesem Fall zum Vergnügen der Zuschauer. Ob’s ein Happy-End gibt? Das pfeifen nicht mal die Spatzen von den Dächern…

Die Uraufführung erfolgt am Freitag, 21. Februar.
Die weiteren Termine:

  • Samstag, 22. Februar, 20 Uhr
  • Sonntag, 23. Februar, 19 Uhr
  • Freitag, 28. Februar, 20 Uhr
  • Samstag, 1. März, 20 Uhr
  • Sonntag, 2. März, 19 Uhr
  • Freitag, 7. März, 20 Uhr
  • Samstag, 8. März, 20 Uhr

Karten gibt es unter der Hotline 07932-371017 (werktags von 18.30 bis 21 Uhr).

Erwachsene 8.- / ermäßigt 5.- Gruppen ab 10 Personen ein Euro ermäßigt

Die Fränkischen Nachrichten schrieben am 25. Februar 2014:

Theater: Die neue Komödie „Der letzte Spießer“ des Reinsbronner Bühnenzinnobers ist ein „tierischer Spaß“ mit Hintersinn / Welten prallen aufeinander
Mit Kanonen auf Spatzen geschossen

Von unserem Mitarbeiter
Peter Kessler
Reinsbronn. Wo Pedanterie und Lebensfreude aufeinanderprallen, fliegen die Funken, und das gute Ende kann warten. Was Arno Boas in seinem neuen Werk „Der letzte Spießer“ skizziert, setzte die Theatergruppe „Reinsbronner Bühnenzinnober“ souverän um.
Immer wieder durch Beifall unterbrochen wurden bereits die ersten Szenen der Uraufführung im Reinsbronner Gemeindehaus. Der Mundartautor aus Finsterlohr hat es wieder meisterhaft verstanden, die für ihn typischen Denkanstöße mundgerecht darzubieten und die spritzigen Dialoge in hohenlohisch-fränkischer Mundart mit allerlei Situationskomik anzureichern. So blieb der Charakter einer heiteren Komödie voll gewahrt, doch der tiefere Sinn für den Betrachter schimmerte immer wieder durch.
Seit 1986 hat Arno Boas nahezu in jedem Jahr für seine Laienschauspieler aus Reinsbronn und Umgebung ein neues Werk geschrieben. Beachtliche Preise wurden damit errungen und einige der Stücke fanden schon deutschlandweit Beachtung. Hochaktuell ist auch der Konflikt, den Horst Spieß, der Mittelpunkt des neuen Stückes, ganz bewusst provoziert, ja provozieren muss, weil er als überkorrekter Bürokrat gar nicht anders kann.
Wohlgeordnet ist seine Welt und solange der alt gewordene Vater seine Besserwisserei schluckt und keine unbotmäßigen Nachbarn seine Wege kreuzen, läuft jeder Tag wie der andere. Doch plötzlich steht eine neue Nachbarin vor ihm. Sie ist ihm nicht ganz unbekannt und verkörpert die andere Welt, in der man für seine Mitmenschen einsteht, auch wenn sie . . . nun, hier soll noch nicht verraten werden, was die Klageschreie zweier Jungvögel, die beginnende Nähe zwischen heranwachsenden Menschen und ein Polizei-Blitzer am Creglinger Ortsrand an Irrungen und Wirrungen mit sich bringen.
Ein Pedant in Hochform
Dass Horsts Pedanterie ihn ausgerechnet in der kleinen Stadt im Taubergrund zur Weißglut treibt, ist zunächst dem Umstand geschuldet, dass Arno Boas seine Theaterstücke stets in heimatlichen Gefilden verortet. Doch was er so lustig geschehen lässt, dass die Zuschauer schnell in Stimmung kommen, ist nicht allein Erfindung seines Geistes: Nein, mit einer Zeitungsnotiz belegt er, wie sich in einem Bergdorf im Kanton Thurgau vor über 20 Jahren Ähnliches ereignet hat. Ob es den ach so korrekten Horst Spieß besänftigen kann, dass ihm die Gegenseite seinen entflogenen Wellensittich einfängt? Wo Welten aufeinanderprallen, garantiert guter Wille allein längst noch kein Happy End. Wer die Komödie besucht, wird jedenfalls Überraschungen erleben. Am Ende könnte er vergnügt nach Hause gehen – und sich so nebenbei überlegen, ob Hohenloher und Unterfranken nicht mehr Ähnlichkeit mit den Schweizer Bürgern haben, als ihnen lieb ist.
Ideenreich und flott inszenierte David Winkenstern als Regisseur den „letzten Spießer“. Aus einer Truppe, zu der altbewährte Spieler und Anfänger gehörten, hatte er in den Monaten des intensiven Probens mit professionellem Können eine harmonische Einheit geformt, die eine herausragende Teamleistung sicherte. Seine führende Hand bemerkte man schnell bei den sorgsam einstudierten Gesten und perfekt aufeinander abgestimmten Bewegungen. So wurde bei allen Schauspielern gleich zu Beginn ihres Auftritts deutlich, welchen Typ Mensch sie verkörperten und wo wohl in der Kommunikation untereinander die Fetzen fliegen könnten. Da schreitet Horst Spieß (Edgar Habel) ganz von sich überzeugt mit exakten Schritten und schwarzer Tasche auf die Bühne, empfangen von seinem Vater Albert (Wolfgang Hess), der alsbald Witz und Klugheit ausstrahlt. Mundwerk und Herz auf dem rechten Fleck hat Tochter Lilly (Rebecca Habel), ebenso sympathisch als Teenager wie Konstantin (Merlin Steinert), der auf der Bühne allerdings noch mitten in der Pubertät steckt und sich entsprechend unsicher zu verhalten hat. In die Welt Horsts ist er eingebrochen mit seiner Mutter Daniela (Silke Herrschlein), die mit Gestik und Mimik schnell deutlich macht, was sie als lebensfrohe Frau über die Begegnung mit ihm denkt.
Dann sind da noch Mila (Maria Czerniejewski), die schon in ihren Blicken deutlich werden lässt, wie wenig sie hierher gehört, und der junge Polizist Bastian (Micha Habel), der den schwierigen Spagat zwischen Mensch und Amtsperson meistern muss. Eine echte Hohenloherin schließlich kann man hinter Meike (Tanja Kellermann) vermuten – sie verkörpert genau den Typ Mensch, der es vermeidet, zu seiner Meinung zu stehen, aber dafür hintenherum Fakten schafft.
Im Zusammenspiel des Ensembles prallten Welten aufeinander und Vogelnester wurden zu Symbolen von Scheidung und Versöhnung, von der Auseinandersetzung zwischen Pedanterie und Menschlichkeit. Zwei Spatzen zur rechten Zeit können offenbar Menschen grundlegend ändern – ob dann alles gut werden kann, bleibt auch in der realen Welt offen.
Sparsam, doch zweckmäßig für die Gestaltung des Spiels und liebevoll bis ins Detail gestaltet war das Bühnenbild. Sorgsam war die Musik ausgewählt. Mit Geschick meisterte das Technik-Team die Herausforderungen von Licht und Ton, gute Arbeit hatten Souffleuse und Maske geleistet. Auch das Orga-Team arbeitete routiniert, Flyer und Plakate weckten den Appetit auf das neueste Produkt von Arno Boas.