Nachricht vom 16. Februar 2017

Für die Demokratie den Aufstand geprobt

Reinsbronn. Für die Demokratie den Aufstand proben? Die Jugendtheatergruppe des “Reinsbronner Bühnenzinnober” setzte das grandios um mit der Premiere von “Der Held der Kieselsteine” von Arno Boas.
Drei Ebenen wirkten für dieses Projekt harmonisch zusammen – das garantierte den Erfolg. Da gibt es zum einen seit über zehn Jahren in Reinsbronn eine Gruppe junger Leute, die mit großer Spielfreude und der nötigen Liebe zur Präzision dem Vorbild der erwachsenen Laientheaterspieler vom “Reinsbronner Bühnenzinnober” folgen und ihr eigenes Theater gestalten. 2010 errangen sie das “Theater-Fränzla” als beste Jugendgruppe. Die Altersspanne reicht von zwölf bis über 20 Jahren – und immer wieder finden einzelne Spieler den Weg in die Erwachsenengruppe.
Für die Erwachsenen schreibt zum anderen der Finsterlohrer Mundartautor Arno Boas schon seit drei Jahrzehnten Jahr für Jahr ein neues Stück, dazu kommen inzwischen sechs Werke für die Jugendtheatergruppe.
Nötig für das Gelingen ist dann zum Dritten der passende Regisseur. Bei “Der Held der Kieselsteine” sind das Ulrich Pfänder und Heike Pfänder sowie Maria Czerniejewski in der Regieassistenz.
Mit Georg Bernhard Schifterling hat der Autor einen zu Unrecht in Vergessenheit geratenen bedeutenden Creglinger ausgegraben – einen Revolutionär und Pfarrer aus dem 19. Jahrhundert, einen Vorkämpfer für die Demokratie in reaktionären Zeiten. Seine Gestalt wird zum Retter im inneren Zerwürfnis einer Schultheatergruppe, die als “Spiel im Spiel” auf der Reinsbronner Bühne agiert.
Ganz alltägliche Konflikte zwischen Jugendlichen führen zu Verwicklungen, die den Zuschauer schmunzeln lassen, Konkurrenz und Leistungsdenken kochen hoch. Wie gut, wenn man dann gemeinsam aufsteht gegen die Schulleitung und so neues Selbstbewusstsein und dazu auch noch den ersehnten Erfolg gewinnt.
Maria Czerniejewski, Helen Habel, Lea Hein, Julius Heller, Jens Kellermann, Tanja Kellermann, Cinja Metzger, Karina Sachadae, Raffael Sachadae, Anna Schiebold, Falk Merlin Steinert, Jule Stirmlinger und Luca Zink wirken als spielerisches Team, das sich während der Probenphase gut zusammengefunden hat. Sie haben gelernt, ihr Auftreten der Situation anzupassen, Mimik und Gestik immer besser ins Spiel zu bringen, die Bühne zu füllen, selbst wenn sie allein dort oben stehen.
“Die Jugendlichen haben Potenzial”, betont Arno Boas, und “die Jugendtheatergruppe gibt ihnen die Plattform, das umzusetzen”. Spielerisch würden hier die Wahrnehmung verbessert und Grenzen auf die Seite geschoben. Selbstbewusstsein wachse und man könne eigene Ideen ins Spiel bringen – alles Fähigkeiten, die jungen Leuten in Schule und Beruf durchaus nützlich sein könnten.
Zur Perfektion gebracht wurden Werk und Spieler durch die ideenreiche Regie, verstärkt durch die erfahrenen Licht- und Tontechniker David Stirmlinger und Daniel Wolfarth. Ulrich Pfänder und Heike Pfänder füllen mit ihren inszenatorischen Ideen die spartanisch und dabei doch kreativ ausgestattete Bühne durchgehend mit Leben.
Schon die farbensprühende Eingangsszene überraschte und sorgte für Spannung. Dass auch der gesamte Zuschauerraum ins Geschehen einbezogen wurde, gefiel gut – auch wenn es für die Akteure zusätzliche Anspannung bedeutete. Der “Held der Kieselsteine” (wer das ist, wird erst ganz zum Schluss deutlich und soll daher nicht verraten werden) konnte so seinen aktuellen Lebensentwurf besonders gut den Besuchern weiterreichen.
Die hatten den Abend über bei all dem viel zu lachen und der große Beifall am Ende war sehr wohl verdient.
Weitere Aufführungen sind am 24. und 25. Februar jeweils um 19.30 Uhr im Gemeindehaus Reinsbronn.
Kartenbestellungen bei Familie Habel, Telefon 07933-20299

Peter Keßler, Fränkische Nachrichten, 14. Februar 2017
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