Aufs Kreuz gelegt (2009)

Durch ein Wechselbad der Gefühle gejagt

Jugendtheatergruppe Reinsbronn begeistert mit der Neuauflage von „Aufs Kreuz gelegt“

Ein vor Spielfreude sprühendes Ensemble, ein Regiekonzept mit klarer Handschrift und ein modernes Theaterstück: dieser Mix machte die Premiere der Jugendtheatergruppe Reinsbronn zu einem runden Genuss für jung und alt. „Sie werden Augen machen“ hatten die zehn Jugendlichen und die zwei Regisseure im Programmheft selbstbewusst angekündigt. Und sie hielten ihr Versprechen. Fast zwei Stunden boten die zwischen 13 und 16 Jahre alten Nachwuchsschauspieler Unterhaltung auf beachtlichem Niveau, immer die Balance wahrend zwischen den humorvollen Zwischentönen und der ernsten Grundstimmung des Stückes „Aufs Kreuz gelegt“ von Arno Boas. Am Ende der Premiere gab es für das Gesamtwerk donnernden Applaus.

Erstmals hat sich die seit 2004 bestehende Jugendgruppe des Theatervereins „Reinsbronner Bühnenzinnober“ an ein abendfüllendes Stück gewagt und sich dabei nicht gerade die einfachste Kost heraus gesucht. Denn „Aufs Kreuz gelegt“ verlangt viel von den jungen Darstellern. Geht es doch um erste Liebe, um Schulstress, um Konflikte mit Lehrern und Eltern, kurz: um die ganze Palette an Problemen, mit denen junge Menschen sich auf dem Weg zum Erwachsen konfrontiert sehen. Dazu geschehen an der Schule merkwürdige Dinge: Chemikalien verschwinden, die Polizei ermittelt – zunächst erfolglos.

Das Ensemble meistert die Hürden eindrucksvoll – auch dank der fein pointierten Arbeit der Regisseure Heike Dums und Ulrich Pfänder. Sie haben aus der zehnköpfigen Gruppe eine Einheit geformt, die Stärken der Darsteller und des Stückes mit sicherem Gespür herausgearbeitet und das ganze gewürzt mit pfiffigen Ideen und gezielt gesetzten Höhepunkten. Die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle bündelt sich in der Person des zunächst schüchternen Schülers Markus (Micha Habel), der sich und die Zuschauer im Verlauf des Stückes durch ein Wechselbad der Emotionen jagt. Nach einer durchzechten Nacht kann er sich an nichts mehr erinnern. Diesen Umstand machen sich seine skrupellosen Mitschüler Tom (Daniel Wolfarth) und Lilli (Juliane Meder) zunutze. Sie reden ihm ein, auf der Heimfahrt von einer Schulfete die Klassenkameradin Bea Schneider (Sylvia Hollenbach) angefahren und dann Fahrerflucht begangen zu haben.

Mit dieser vermeintlichen Schuld beladen, sucht Markus die Nähe von Bea und verliebt sich in sie. Dass sie seine Gefühle erwidert, macht es für den Leidgeplagten nicht gerade einfacher, und er verstrickt sich immer mehr in seinen Schuldgefühlen. Dabei droht Enttarnung von seiten der coolen Kommissarin Bräuning (Johanna Habel) und von Beas Mutter (Luise Nehf), die mit einem herrlich-schrägen Putzfimmel ausgestattet und zugleich voller Rachegedanken ist. Komplettiert wird die Familie Schneider von Beas jüngerer, pubertierender Schwester Anne (Rebecca Habel), die sich von ihrer älteren Schwester längst nichts mehr sagen lässt. Bevor es zum Showdown im Hause Schneider kommt, erleben die Zuschauer aber auch einen humorvollen Einblick in den Schulalltag mit unmotivierten Schülern und überforderten Lehrern. Frau Mertens (Leonie Hertlein) müht sich redlich, ihren Schülern etwas beizubringen, aber die interessieren sich mehr fürs andere Geschlecht oder für Fußball. Nur die fleißige Tina (Tanja Kellermann) und der „Kaffeespezialist“ Hermann (Friedrich Meder) tun gelegentlich das, was man eigentlich in der Schule tut: lernen – und sei es fürs Leben…

„Unsichtbar“, aber sehr effektvoll meistert David Stirmlinger die Arbeit des Licht- und Tontechnikers und reiht sich damit nahtlos ein in das gelungene Gesamtbild, das bei der Premiere tief beeindruckte Besucher zurück ließ.
Eine weitere Aufführung des Stückes „Aufs Kreuz gelegt“ ist am Samstag, 4. April, um 19.30 Uhr im Gemeindehaus Reinsbronn geplant. Karten gibt es bei Familie Wolfarth, Telefon 07933/7597.
rbz