Ein Sommer voller Träume (2009)

Sommer 1969: Die Zeit der Blumenkinder, der Love Generation. Eine Kommune Hippies zieht in ein kleines Dorf. Mit ihrer provokativen Lebenseinstellung und ihrem schrägen Outfit bringen sie das Dorfgefüge gehörig durcheinander. Englische Lieder für den Gesangverein? Lange Haare für die Dorfbuben? Freie Liebe für alle? Das kann nicht gut gehen…

Das Stück beginnt nach der Beerdigung des Dorfbewohners Karl Schmidt, der Selbstmord begangen hat. Seine einzige Verwandte ist eine Nichte, die in England lebt. Ihr hat er vor seinem Tod geschrieben und sie gebeten, nach Deutschland zu kommen. Die junge Frau bringt ihre Geschwister und einige Freunde mit und zieht in das leerstehende Gebäude ein. Das allerdings gefällt den Dorfoberen gar nicht – die Konflikte sind vorprogrammiert. Dass der Bürgermeister die Hippies aber unbedingt vertreiben will, hat noch ganz andere Gründe: Er fürchtet, dass ein dunkles Familiengeheimnis ans Tageslicht kommt.


Darsteller: 24 – 26 (11-13 m / 11-13 w)


Die Presse schreibt:

Reinsbronner Bühnenzinnober: Komödie „Ein Sommer voller Träume“ von Arno Boas hatte im Geyer-Schloss umjubelte Premiere

Blumenkinder lassen ein Dorf aufblühen

Reinsbronn. Welten prallten aufeinander im Geyer-Schloss. „Ein Sommer voller Träume“, die neue Komödie von Arno Boas, hatte Premiere beim „Reinsbronner Bühnenzinnober“. Unter der Regie von Hannes Hirth zeigte das Amateurensemble eine beachtliche Leistung.

„Schäa woors, richdich schäa“ – darin war sich das begeisterte Premierenpublikum einig, als der lang anhaltende Schlussapplaus verebbte, die Scheinwerfer verloschen und man wieder hinauszog in die Alltagswelt. Ein richtig schöner Sommerabend lag hinter ihnen, bei dem einfach alles zusammenpasste: die romantische Kulisse des Innenhofs, eine eingespielte Theatertruppe und schließlich der Autor, der seit 1986 Jahr für Jahr für seine Reinsbronner ein neues Werk schreibt.

Auch diesmal hat Boas den Geschmack seines Ensembles und auch den seiner Besucher voll getroffen: „Ein Sommer voller Träume“ ist eine Komödie, die besticht durch eine klare Linienführung in der Handlung, spitze Dialoge und ziemlich viel Situationskomik. Kein Wunder, dass schon kurz nach Beginn der erste Szenenapplaus aufbrandet. Im Sommer 1969 spielt das Stück – also in der Zeit, als Demonstrationen und Studentenrevolte das Land erschüttern. In dem kleinen Dorf freilich hat man von all dem höchstens aus dem Fernseher gehört, wenn man denn überhaupt einen besitzt. Aus heiterem Himmel bricht dann aber die große weite Welt ein ins Dorf und sein altes Schloss. Nicht nur, dass die fünf Hippies mit ihrer Lebensweise als „Blumenkinder“ fast überall anecken – sie bringen ganz ungewollt auch Unruhe, und der Bürgermeister kommt gehörig ins Schwitzen. Warum, das erfahren die Zuschauer jedoch erst kurz vor Schluss. Inzwischen freundet sich Lotte, die selbstbewusste Freundin des gerade eben erst verstorbenen Schlossbewohners Karl, mit den Gästen aus England an, und es gelingt den Hippies mit ihrem ungezwungenen Lebensstil, nach und nach immer mehr Menschen in ihre Nähe zu locken. Doch nicht nur „Peace“-Rufe sind zu hören, es stürmen plötzlich auch Bauern mit ihren Flinten im Anschlag in den Hof und erschrecken ein liebesbedürftiges Paar. Traumgeister treten aus dem Nebel hervor und geben Einblicke in das Unterbewusstsein der Menschen, die sie begleiten. Als der in die Komödie eingebettete Kriminalfall endlich die schreckliche Tat ans Tageslicht bringt, ist das kein Grund, dass die lockere Stimmung im Publikum kippt. Die heiteren Pointen folgen weiter in rascher Folge und auch die Pfarrerin müht sich redlich um Vermittlung. Schließlich finden sich die Worte, die alles klar machen, und einem fast märchenhaften Happy End steht nichts im Wege.

Arno Boas zeichnet die Charaktere so, dass die Kontraste im Dorf von Anfang an zu Tage treten – hier die Obrigkeit, deren Wort auch zu gelten hat, wenn sich die sprichwörtliche hohenlohische Schlitzöhrigkeit mit allzu verlogener Scheinheiligkeit paart, und dort der Säufer, der herumtorkelt, doch höchst scharfsinnig seine Lage erkennt und zur rechten Zeit seine Hand ausstreckt. Das garantierte gleich bei der Uraufführung den Lacherfolg und bereitete dem Publikum einen höchst vergnüglichen Abend. Der durchaus vorhandene moralische Impuls des Stückes ging dabei allerdings etwas unter.

Flott inszeniert war das Werk von Regisseur Hannes Hirth aus Winterhausen, der schon im letzten Jahr in Reinsbronn erfolgreich mit dem „Bühnenzinnober“ am Werk war. Geschickt wusste er die Stärken der erfahrenen Darsteller und die unbändige Spielfreude der jungen Garde zu einem harmonischen Ganzen zu verweben. Die Möglichkeiten des alten Geyer-Schlosses nutzte er für ungewohnte Perspektiven, und nicht nur einmal baute er den Zuschauerraum und die Besucher ins Geschehen ein. Beifall und Zurufe aus dem Publikum forderten von den Spielern auf der Bühne dann gelegentlich spontane Reaktionen – eine echte Herausforderung.

Hohes komödiantisches Talent bewies Elvira Hehn als Karl Freundin Lotte. In Tonfall und Mimik zeigte sie unglaubliche Wandlungsfähigkeit und zugleich den festen Willen, das auch durchzusetzen, was sie als recht erkannt hatte. Ulrich Pfänder verkörperte glaubwürdig den Totengräber Bertram als Persönlichkeit, die zunächst fast wie der Dorftrottel wirkt und sich dann als Mensch entpuppt, der wesentlich honoriger ist als die Honoratioren des Dorfs.

Wolfgang Hess als Bürgermeister hatte eine dankbare Rolle als Polterer. Die Doppelbödigkeit seiner Rolle ließ er dabei nur sehr behutsam hervortreten. Gut ausgespielt war auch die Rolle des Gesangvereins-Vorsitzenden Günter (Jochen Heppel) als den Verhältnissen angepasster und der Obrigkeit folgenden Dorfbewohners. Die Frauen (Verene Schiebold und Monika Kreiselmeier) präsentierten sich trefflich als häusliche Wesen, die nach dem Motto „I sooch nedd so und sooch nedd sou“ lieber schweigen als zu einer Sache stehen. Weltoffen und um Kompromisse bemüht zeigte sich Janine Boas als Pfarrerin, und zunächst erfolglos ermittelt Sabine Haag als Kommissarin. Souverän trat Edgar Habel als Alt-Hippie auf, und Silke Herschlein als Carol verstand es, mit weit ausholenden Gesten das Lebensgefühl der Blumenkinder zu vermitteln. Ihrer Aufgabe gerecht wurden auch die Jung-Schauspieler, sei es als Dorfjugend oder als Traumgeister – und auch die Männer des Gesangvereins fügten sich nahtlos in die gute Ensemble-Leistung ein. Susanne Stirmlinger als July gestaltete ihre tragische Rolle als Mittelpunkt der ganzen Gruppe bis hin zum guten Ende.

Die Vorstellungen am 3., 4. und 5. Juli sind ausverkauft, für die Aufführungen am 10., 11., 12., 15., 18. und 19. Juli gibt es noch Karten. Wer eine der weiteren Vorstellungen von „Ein Sommer voller Träume“ besuchen möchte, muss sich allerdings beeilen.
Karteninfos gibt es bei Familie Wolfarth unter Telefon 0 79 33 /7597.